Der innere Weg ist der mystische Weg, der mehr auf spirituelle Erfahrung als auf Theorien, Lehren und Wissen basiert. Auch wenn der mystische Weg in vielen Religionen und Traditionen vorkommt, die alle ihre Lehrsätze und Regeln haben, steht in der Mystik eindeutig die Erfahrung im Vordergrund. Der mystische Weg bezieht daher auch immer den Körper mit ein, was in vielen Religionen, die sehr kopflastig sind, oftmals nicht der Fall ist.
"Kommt, lasst uns in dieses Licht eintreten. Lasst uns die Fetzen dieser Welt wie Kleider abwerfen und nackt in die Weisheit eintreten. Denn das ist es, worum alle Herzen beten, wenn sie rufen: Dein Wille geschehe." (Thomas Merton, 1915-1968, Mystiker, spiritueller Schriftsteller, kath. Priester, Mönch)
Anmerkung: Spiritualität mit Religion gleichzusetzen ist ein häufiger Fehler. Spiritualität ist tolerant und bringt Frieden, Religiosität kann sehr intolerant sein und zu Glaubenskriegen führen - und das ist nicht Gottes Wille. Doch bleibt im Kern jeder Religion das spirituelle Fundament. Gott ist gut!
Verwandlung & Lebendigkeit
Von der Raupe zum Schmetterling - ein natürlicher, innerer Prozess ... Auf dem inneren Weg geht es um Ganzheitlichkeit, Lebendigkeit und Entfaltung. Körper, Geist und Seele kommen zusammen und verwandeln sich - wie in der Metamorphose. Metamorphose (=Gestaltsumwandlung) heißt wir werden Gott gleichgestaltet. Doch bevor der Mensch aus der Raupe ein Schmetterling wird, zieht er sich in seinen Kokon - zu seinen Selbst zurück, um dort die dualen Energien (Schattenanteile) zu transformieren. Die dualen Energien manifestieren sich so lange im außen, bis wir sie erkennen und aus ihrem Schattendasein in uns selber erlösen. Das Unsichtbare sichtbar zu machen, abgespaltene Seelenanteile zurückzunehmen und in sich wieder zu integrieren, bringt die Lebendigkeit und Energie zurück, die der Mystiker für seine Entfaltung braucht.
MYSTISCHE ERFAHRUNG
Was ist eine mystische Erfahrung? Weiß die Raupe wie es ist ein Schmetterling zu sein? So stelle ich es mir vor, wenn ein Mystiker versucht seine Erfahrung dem Verstand zu beschreiben. Die Raupe ist auf der Bewusstseinsebene des Verstandes, und der Schmetterling auf der Bewusstseinsebene des Mystikers.
Eine mystische Erfahrung mit dem Verstand zu begreifen, ist so gut wie nicht möglich. Mystische Erfahrungen beinhalten eine Dimension, die für den Verstand nicht zugänglich ist. Ich glaube, deshalb antworten Mystiker auch häufig in Gleichnissen, Geschichten, nutzen die Bildsprache und Poesie (als verdichtete Sprache), um damit eine höhere, schöpferische Ebene im Menschen zu berühren. Ihre Worte sind gelebt, machen lebendig - man spürt die hohe Schwingung darin.
Der leichte Tanz des weißen Schmetterlings symbolisiert im außen die hohe Schwingung der Liebe und Freude, die auch in dir ist.
Symbol Schmetterling, allgemein: Der Schmetterling ist das Sinnbild für die menschliche Seele. Er steht für Transformation und Auferstehung der Seelen. Als Krafttier kündigt er eine tiefgreifende Wandlung an und erinnert an die Schönheit der Natur.
Anmerkung: Das Gefühl sich verändern zu müssen oder zu wollen, kommt oft von außen. Der natürlichere und tiefgreifendere Prozess ist die innere Verwandlung. Diese erleben wir erst in uns, bevor sie sich als natürlicher Seins-Zustand im außen manifestiert. Wir müssen nicht unser Selbst verändern, wir müssen unser wahres Selbst erfahren und dann SEIN. Das Erkennen, wer wir wirklich sind, lebt in unserem Herzen.
Die Ebene der Mystiker
Die Ebene der Mystiker ist der Frieden, kurz vor der Erleuchtung, wo die Verbindung zum Göttlichen beginnt! Die inneren Kämpfe hören auf, es wird still im Kopf. Ruhe, Kontemplation und viel Zeit mit sich selbst sind auf dieser Ebene das vorwiegende Lebensgefühl. Es gibt nichts mehr in der Außenwelt, was einen triggert. Diese Ebene schwingt so hoch, dass sich die Ego-Identifikation auflöst und man sich völlig auf die Seele einlässt. Alte Themen können über den Körper jedoch nochmals hochkommen, denn die Kontrolle und der Unterdrückungsmechanismus des Egos funktionieren nicht mehr!
Die sogenannte „unio mystica“ ist die mystische Gotteserfahrung im Zustand des Einsseins.
Das Loslassen der alten Welt ... Je losgelöster der Mystiker und Weise von der Welt ist, desto sauberer verbreitet er seine Schwingung. Er lässt die Schwingung der alten Welt los und doch ist er ganz da. Seine eigene innere Verwandlung bringt die Veränderung in die Welt. Welche Veränderungen er sieht, sagt er nicht. Er ist einfach da und schaut liebevoll in die Welt ohne sie zu bewerten oder mit ihr zu leiden. Der achtsame, wohlwollende Blick, ist ein Blick des Seinlassens. Der Mystiker weiß, die andere Welt liegt in dieser Welt verborgen und in allen Menschen liegt der Same der Glückseligkeit und Erleuchtung.
Die Ebene der geheilten Liebe
"Sei in der Welt aber nicht von der Welt." hat Jesus gesagt. Das ist nicht überheblich, wenn man gerade in dieser Welt leidet. Leiden entsteht durch Anhaftung, Gier, Aversion und Vermeidung (=Widerstand). Und wie fühlen sich Jesus Worte in Bezug auf Leiden an? Eng oder weit? Unfrei oder frei .., Spürst du die Stille und Freiheit darin? Auch Jesus hat sich von Zeit zu Zeit in die Stille zurückgezogen. Auch er ging durch tiefe, spirituelle Krisen und durchlitt die klärenden Prozesse mit seinen inneren Dämonen. Er durchlebte 40 Tage in der Wüste in Zwiesprache mit seinen Dämonen (= Stimmen der Angst, des Widerstands, des Misstrauens und der Versuchung), die ihn in die alten Laster und Energien zurückziehen wollten. Danach war er kraftvoller denn je der Welt zugewandt. Auf der Ebene der Liebe begegnete er den Menschen, um zu heilen, zu lehren und um auch das Leben zu feiern.
Anmerkung: Wenn wir wirklich das Licht und die Liebe auf unsere inneren Dämonen scheinen lassen, die uns von Zeit zu Zeit plagen, werden sie immer kleiner und die Liebe wächst in uns. Diese Liebe geben wir in der Begegnung mit anderen weiter - so kommt die wahre Liebe in die Welt.
Mystische Strömungen
Mystische Strömungen gibt es auf der ganzen Welt. Wege der Mystik finden sich zum Beispiel im Zen und Yoga, in der jüdischen Kabbala, im Sufismus, in der Christlichen Mystik und in der Natur (Naturmystik). Wo sich die Wege kreuzen und wo sie sich unterscheiden, ist oft nicht so leicht zu erkennen. Im folgendem findest du ein paar Punkte, Gedanken, Geschichten und Zitate, welche die Ausrichtung der mystischen Strömungen (wenn auch nur grob) wiedergeben können.
Zen, Buddhismus und Yoga
Auf den östlichen Wegen wie im Zen, Buddhismus und Yoga geht es in erster Linie um die Überwindung des Egos, um zur Erleuchtung zu kommen. Die Idee der östlichen Traditionen ist, dass das Ego eine Täuschung und Illusion ist, die uns von Gott trennt. Achtsamkeitspraxis, Übungen zum inneren Leerwerden, Askese, Meditation sollen dabei helfen, die Trennung zwischen uns und Gott aufzuheben. Das sogenannte „Nicht-Ich“ einzuüben und innerlich Leerwerden gehört zu den Hauptaufgaben, der östlichen Wege.
Doch solange der Mensch noch was TUT, ist er am Üben. Er handelt FÜR etwas, was er erreichen will. Also gibt es auch noch das Ich. Und was passiert, wenn er sich selbst dabei vergisst? Hierzu ein schönes Zitat aus dem Dao De Jing: „Der Weise tritt zurück und gerade deshalb ist er so weit voraus. Er gibt sein Selbst auf und gerade darin bleibt es erhalten. Weil er sein selbst vergisst, kann er sein SELBST finden.“
AUFWACHEN: Obwohl Aufwachen am wenigsten ein bewusstes TUN benötigt, geschieht es bei vielen nicht. Der Grund ist die zunehmende Anzahl von Ablenkungen, die auf den "Schlafenden" einströmen, seinen Geist mit Gedanken programmieren und sein Aufwachen verhindern. Zum De-Programmieren kann das Beten oder Rezitieren von Mantren helfen z.B. Nam-Myoho-Renge-Kyo (bei den Buddhisten)
Jüdische Mystik und Kabbala
Die jüdische Kabbala ist eine Ansammlung von mystischen Texten, die zum Teil auch recht magisch sind. Die Ausrichtung, und um was es in der jüdischen Mystik im Grunde geht, zeigt die folgende kleine Geschichte aus dem Chassidim, die Martin Buber (1878 - 1965, österreichisch-israelischer jüdischer Religionsphilosoph) aufgeschrieben hat.
- Der Rabbi fragte einst seinen Sohn: „Womit betest du?“
- Der Sohn verstand den Sinn der Frage, auf welche Betrachtung er sein Gebet, gründe.
- Er antwortete: Ich bete mit dem Spruch: „Jeglicher Hochmut soll sich vor dir neigen.“
- Dann fragt er den Vater: „Vater und womit betest du?“
- Der Vater antwortete: „Mit der Diele und der Bank.“
LEBENDIGE MYSTIK & VERBINDUNG: Die Grundidee in der jüdischen Mystik, ist eine "geerdete, alltägliche Mystik“ zu erfahren, wo alles, was wir im Leben und Alltag tun unmittelbar an das Ewige grenzt. Durch das Lieben und Einhalten der Tora (= heilige Schrift der Juden) soll die Verbindung zum Göttlichen erreicht werden. Im "Simchat Tora" feiern die Juden einmal im Jahr ihre Freude und Dankbarkeit mit der Tora. Sie küssen die Tora und tanzen mit ihr - das Wort Gottes wird gefeiert. Die Juden leben ihren Glauben sehr lebendig - es geht um ein ganzheitliches Wahrnehmen der Worte Gottes in Verbindung mit anderen Menschen. "Der Mensch wird am DU zum ICH", wie Martin Buber einst sagte. Ich schaue dich an und ich schaue mich an. Unser menschlicher Geist ist für das göttliche Du gemacht. (wie beim altindischen Grußwort Namasté: "Das Göttliche in mir ehrt das Göttliche in dir.")
Islamische Mystik und Sufismus
Der Sufismus gilt als die islamische Mystik. Man könnte den Sufismus als eine Art flammende, brennende, in Gott verliebte Mystik beschreiben. Ziel der Sufis ist, Gott so nahe wie möglich zu kommen und dabei die eigenen Wünsche zurückzulassen.
GOTTESLIEBE IN POESIE: Im Sufismus geht es also um die innere Beziehung zwischen „Liebenden“ (Sufi) und dem „Geliebten“ (Gott). Gott wird fast erotisch erfahren, was im folgenden Text eines Sufis gut rüberkommt: „In meinem Herzen kreisen alle Gedanken um Dich. Anders nicht spricht die Zunge als meine Liebe zu Dir. Wenn ich nach Osten mich wende, strahlst du mir im Osten auf. Wenn ich mich nach Westen wende, stehst Du mir vor Augen. Du bist in Allem das Ganze, doch nicht vergänglich wie wir. Du bist mein Herz, mein Gewissen. Du bist mein Gedanke, mein Geist. Du bist der Rhythmus des Atmens. Du bist mir der Herzknoten.“ (Quelle: unbekannt)
DERWISCH: Die Anhänger des Sufismus werden auch Derwische genannt. Der Begriff Derwisch (persisches Wort für „Tor“) ist ein Sinnbild für die Tür-Schwelle zwischen der diesseitigen materiellen Welt und der jenseitigen göttlichen Welt.
DER ASKETISCHE WEG: Der mystische Weg der Sufis ist allerdings auch extrem asketisch. Es bedeutet, nichts zu besitzen, um von nichts besessen zu werden, wie ein Sufi-Gelehrter (Abu Nasr as-Sarradsch) einst sagte. Der Weg umfasst: 1. Das "Auslöschen" der sinnlichen Wahrnehmung, 2. die Aufgabe des Verhaftet-seins an individuelle Eigenschaften, 3. Sterben des Egos zu Lebzeiten (bedeutet das Ego stirbt, bevor der Mensch stirbt), 4. Auflösung im göttlichen Prinzip bis zur Vereinigung mit Gott
Christliche Mystik und Liebe
"Oh, Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen!" (Hl. Augustinus, 354 - 430 n. Chr., röm. Bischof, Kirchenlehrer). Der Himmel ist in uns. Der Himmel ist ein Bewusstseinszustand, der von Glückseligkeit bestimmt ist. "Gott ist mir innerlicher als ich selbst“, hat der Hl. Augustinus außerdem gesagt und dort, „wo Gott in uns wohnt, kommen wir in Berührung mit dem wahren Selbst“ sagte Pater Anselm Grün (Benediktinerpater, spiritueller Autor, Redner). Die Christliche Mystik beinhaltet eindeutig die Gotteserfahrung in uns selbst, und der Weg geht über Jesus Christus: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben."
FÜR DAS ERWACHTE HERZ
Doch wie erfährt man die Wahrheit, dass Gott in uns ist? Jesus sprach immer von "Wachet" - er wollte die Menschen aus ihrem Schlaf an Betäubung und Ablenkungen aufwecken. Religionen sind dabei oft zu theoretisch - es fehlt der praktische Weg. Religiös zu sein, bedeutet auch nicht automatisch spirituell zu sein, nur weil man streng gläubig, keine "Fehler" macht. Es geht um die gelebte Liebe und das erwachte Herz, wonach sich im Grunde jeder sehnt. Kirchen könnten mehr Räume anbieten und Möglichkeiten aufzeigen, wie Menschen spirituelle Erfahrungen machen, wie sie ihre Wahrnehmung trainieren können, wie sie mit spirituellen Krisen umgehen können (in Zusammenarbeit mit Therapeuten), und wie sie wieder lernen zu lieben. Es ist die lebendige und erfahrene Liebe, was Menschen verwandeln kann.
KONTEMPLATION IM ALLTAG
Ein Übungsweg der christlichen Mystik ist die Kontemplation mit dem Alltäglichen. Kontemplation ist ein einfacher Blick auf die Wahrheit unter dem Einfluss der Liebe. Sie bedeutet die totale Offenheit für jede Begegnung, für jede Situation, für jeden Augenblick - ohne mentale Blockaden und ohne sich auf irgendein System zurückzuziehen. Das alltägliche Leben und die Hingabe an das Leben ist vom Wesen her Liebe, und so wird der Alltag selbst zur Kontemplation und beinhaltet nach Willigis Jäger (1925 - 2020, Mystiker, Benediktinermönch, Zen-Meister):
- Übung der Gegenwärtigkeit. Hingabe in den Augenblick.
- Sich dem Geschehen überlassen.
- Das Eine zeigt sich als Verbundenheit, Liebe, Stille und Klarheit.
- Gegenwärtig den Alltag leben.
EIN KONTMPLATIVER LEBENSSTIL: Ist ein kontemplativer Lebensstil in unserer Welt möglich? Wenn die Absicht nach Kontemplation so groß ist, passt sich das Leben an. Kontemplation umfasst das Nicht-Anhaften und die Achtsamkeitspraxis, was Aktivität im Alltag nicht ausschließt.
„Wer liebt, verändert die Welt. Wer wohlwollend ist, kreiert ein helfendes und heilendes Feld. Hierin liegt für mich die Bedeutung der spirituellen Wege. Sie schaffen positive Energien und verwandeln die Welt.“ (Willigis Jäger).
Naturmystik und Traumzeit
Es gibt noch einen weiteren mystischen Weg, der etwas in Vergessenheit geraten ist, doch in der heutigen Zeit immer attraktiver wird. Man könnte diesen Weg als Naturmystik bezeichnen, wo es keine heilige Schrift gibt, weil es die Natur selber ist, die göttlich ist. Es wird also keine spezielle Gottheit verehrt, sondern die Natur als Ganzes, unendliches Wesen betrachtet. Die Naturmystik findet sich bei den Kelten wieder, bei den Indianern und in vielen alten Naturreligionen, wie z.B. den Aborigines, den Ureinwohnern Australiens, wieder.
IT´S DREAMTIME: Die sogenannte Traumzeit (der All-Einheitsgedanke) prägte das spirituelle Leben der Aborigines. Ziel der Aborigines war es, ähnlich wie in manchen Ausprägungen des Buddhismus, den Geist zu weiten und mit dem Sein zu verschmelzen. Freude, Leid, Schmerz und Sexualität werden bedingungslos akzeptiert, da nur so der Eintritt in die Traumzeit möglich ist. Durch die Akzeptanz hört die Welt der Dualität auf zu existieren und der geheilte Traum beginnt sich zu manifestieren.
DER TRAUMFÄNGER von den Ojibwa-Indianern soll vor Alpträumen schützen.
Anmerkung verbindende Mystik: Die Vision von Thomas Merton (s.o. Einleitung) war eine Synthese der mystischen Strömungen im Christentum und Buddhismus herzustellen. In seinem Todesjahr 1968 reiste er noch nach Bangkok, begegnet auf dieser Reise Sufi-Mystikern, Zen-Buddhisten und dem Dalai Lama. Beide Männer waren tief voneinander beeindruckt und entdecken sich als Seelenverwandte.
Der Dalai Lama, der davor dem Christentum recht skeptisch gegenübergestand, entdeckte durch Thomas Merton
die mystische Tiefendimension des Christentums ...
Zusammenfassende Erkenntnisse
"Ich weiß, dass ich nichts weiß", macht uns zu natürlich Suchenden und weitet die Aufmerksamkeit. Es ist die durchdringende Aufmerksamkeit, welche die Türen ins Universum öffnet. Mystik verbindet uns dort - hier sprechen wir eine Sprache ... wenn die Türen sich öffnen.
Bist du ein Suchender und wärst du bereit einen der mystischen Wege zu gehen? Die Mystik ist ein Weg zur vollständigen Bewusstwerdung. Man kann sie auch als eine Befreiungsbewegung verstehen, in der jeder Mensch zum Mystiker werden kann (wie auch Abraham Maslow in seinem Buch "Jeder Mensch ist ein Mystiker" schrieb). Keiner der mystischen Wege ist besser oder schlechter. Licht und Schatten gibt es auf allen Wegen. Übungswege und Praktiken können einen begleiten, können aber auch recht hart und extrem sein. Ich habe großen Respekt vor Menschen, die einen dieser traditionellen Übungswege gehen. Der Weg sollte aber auch gemeistert werden können, so dass man seinen Alltag noch bewältigen kann, wenn man in eine spirituelle Krise fällt. Und da stellt sich natürlich die Frage nach dem Meister.
Braucht es einen Meister?
Mittlerweile glaube ich Ja, ansonsten besteht die Gefahr, dass man sein eigenes Ego zum Meister auf dem Weg macht (spirituelles Ego), und es nicht bemerkt. Ein Meister, der selber den Weg gegangen ist, der mystische Erfahrungen aus dem eigenen Erleben kennt und nicht nur spirituelles Wissen mit Übungen vermittelt. Ein Meister, der seine Schattenarbeit gemacht hat, den man wirklich vertrauen kann und einen nicht binden will, ist ein Geschenk. Puh, wie realistisch ist das, so einen Meister zu begegnen - er sollte auch lachen können. Zu hohe Erwartungen? Vielleicht reicht auch erstmal der Hinweis zum Enneagramm als H.A. ;-)
DER MEISTER VOR ORT: Wenn Schattenarbeit zur höchsten Form der Lichtarbeit wird: Der Meister hilft durch die sogenannte "dunkle Nacht der Seele", so dass das alltägliche Leben in der spirituellen Krise nicht zusammenbricht. Wenn der Meister (psychologisch geschult) bei der Selbsterforschung hilft, kann er auch den "lichten Schatten" erkennen und ihn an die Oberfläche zur Entfaltung bringen. Der lichte Schatten ist das verborgene Potential in uns, welches wir möglicherweise auf andere projiziert haben, in ihnen nun bewundern, weil wir es selber nicht entwickeln und entfalten konnten.
Erkenntnisse und blinder Fleck
Es braucht Zeit, den inneren Weg zu gehen. Doch nur über unser Inneres erfahren wir Stille, Spiritualität, Kreativität und Herzensbeziehungen. Indem wir mehr zu uns selbst kommen, umso mehr spüren wir die Liebe Gottes in uns. Das, was alle mystischen Wege miteinander vereint, ist die Erkenntnis, dass Gott die Liebe ist. Weitere Erkenntnisse sind, dass es etwas Höheres als das Materielle gibt, und dass es immer wieder um Loslassen geht ...
BLINDER FLECK: Spirituelle Erfahrungen treffen aber auch immer auf eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur; und wenn der Mensch noch nicht reif für die Erfahrung ist, besteht die Gefahr der Vermischung und Manipulation durch unbewusste Ego-Wünsche. Dieser „blinde Fleck“ und der "innere Richter" (= Persönlichkeitsanteil) im Gläubigen ist die Schattenseite in der Esoterik und Religion. Sie können den Glauben in ein einziges Gefängnis verwandeln. Spiritualität kann keine psychologische Arbeit ersetzen, umgehen (Spiritual Bypassing).
Die Tür geht nach innen auf - Der heilige Raum ist in uns
WO IST MEIN WAHRES ZUHAUSE? Die Tiefe und der Schmerz, die in einer Seele lebt, welche auch ihre Sehnsucht "Nach Hause kommen zu wollen" bewirkt, ist ein Zeichen der Seelenreife. Die innere Einkehr bedeutet ein Öffnen zum Herzen hin.
EINE WEISHEITSGESCHICHTE: „Es war einmal ein Mann, der sich sein ganzes Leben hindurch eingesperrt fühlte. Er lebte in einem Zimmer, in dem auf unerklärliche Weise für all seine Lebensbedürfnisse gesorgt war: regelmäßige Mahlzeiten, abgeteilte hygienische Einrichtungen, frische Luft, Besuch – alles. Das Einzige, was ihm fehlte, war die Freiheit. Es gab eine Tür, aber die war und blieb versperrt. Jeden Tag versuchte er sich mit wachsender Verzweiflung und unter Anwendung all seiner Kräfte zu befreien. Doch was immer er unternahm: die Tür blieb verschlossen. In seiner Hoffnungslosigkeit wurde er schließlich schwer krank. Als sein Ende nahte, ging er ein letztes Mal zu der verschlossenen Tür. „Die ganze Welt ist frei – außer ich“, seufzte er und versuchte es noch einmal. Da ging die Tür plötzlich mühelos auf – nach innen! Überrascht schritt er in die Welt, die sich ihm so einfach eröffnet hatte. Er war frei und bald auch kerngesund. Sein ganzes Leben hatte er versucht die Tür in die falsche Richtung zu öffnen. Erst als er die Richtung änderte, war er erfolgreich – und die ganze Welt mit all ihren Möglichkeiten lag vor ihm.“ (Quelle: Sacinandan Swami, CD-Booklet: Sacred Space)
DAS FLAMMENDE HERZ: Wenn das Tor zum großen Herzen aufgeht, ist der Mystiker bereit einzutreten und mit Gott in Verbindung zu treten.
- Der mystische Weg führt nach Hause zum wahren Selbst
- In uns Selbst wohnt Gott
- Das offene und reine Herz ist das Eingangstor (Innere Arbeit)
- Die Wahrheit ist im eigenen Inneren zu finden (Selbsterforschung)
- Das Äußere ist nur eine Widerspiegelung unseres Inneren. (Erkenntnis)
- Wenn wir das erfahren, sind wir auf dem mystischen Weg der Erwachten
VON ERWACHTEN LERNEN: Diese Erfahrung hat wohl auch C.G. Jung gemacht, als er sagte: „Wer nach außen schaut, träumt; wer nach innen schaut, erwacht". Das erinnert mich auch an die Traumzeit der Aborigines: Die Einheit müssen wir erst in uns selbst erfahren, erst dann, kann sie sich in der äußeren Welt manifestieren. Die Buddhisten würden diese Welt noch mit Lachen füllen und Rumi mit der Liebe, "Meine Religion ist die Liebe." hat Rumi gesagt, und in der Bibel steht: "Mehr als alles was man sonst bewahrt, behüte dein Herz, denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens." Die Zukunft braucht Menschen, die auf der Herzensebene emotional gesund sind, Lebensfreude empfinden können und in Verbindung gehen können. Die Verbundenheit ist unser stärkstes Grundbedürfnis, weil sie dem spirituellen Wesen in uns entspricht. Die Bewusstheit und liebevolle Annahme (Herz!) der eigenen Innenwelt ist der Weg dorthin. Und wenn wir dann voller Liebe sind, und der Geist in uns klar ist, wird Gott in uns geboren. Gott in uns, ist unser natürlicher GlücksZustand, der auch zu Lebzeiten erfahren werden WILL. IT´S YOUR PERFECT WILL!
Anmerkung: Willst du erwachte Beziehungen führen? Wenn ja, dann fang mit dem Deprogrammieren der alten, schädlichen Muster an, damit eine neue Saat erblühen kann! Und hol dir Unterstützung, wenn du alleine nicht weiterkommst.
Copyright: Sylvia Römer
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