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Die Sehnsucht nach Liebe heilen (mit Praxis-Teil)


Eine der tiefsten Sehnsüchte unseres Herzens, ist der Wunsch, um seiner selbst willen geliebt zu werden. Doch es ist schwer sich selbst zu lieben, wenn man diese Liebe in seiner Kindheit nicht erfahren hat. Im außen scheinen wir dann vielleicht gut zurecht zu kommen. Wir haben unser Leben fest im Griff, sind erfolgreich und haben die ein oder andere Strategie entwickelt, um den Mangel an Selbstliebe nicht mehr fühlen zu müssen. Aber das war eine (Selbst)Täuschung  ... die jetzt vielleicht bewusst wird.

DIE FORDERUNG NACH LIEBE
Das Ego sehnt sich im Grunde nach Liebe, doch es weiß nicht, wie es darum bitten kann. Also fordert es die Liebe auf irgendeine andere Art und Weise an: z.B. durch Anerkennung, Respekt, Wertschätzung und Bestätigung von außen. Das Problem dabei ist nur, wenn wir uns selbst nicht lieben, wenn wir das Kind in uns, welches sich so sehr nach Liebe sehnte, nicht heilen, laufen wir Gefahr, ständig das Bedürfnis zu haben, von anderen bestätigt werden zu müssen. Und selbst dann, wenn die Liebe von außen kommt, können wir sie in einem Zustand fehlender Selbstliebe auch von anderen nicht wirklich annehmen.

INNERE EINKEHR
Wenn wir zur Selbstliebe zurückfinden wollen, führt also kein Weg daran vorbei, nach innen zu gehen, sich selbst anzunehmen und sich mit sich selbst zu versöhnen - gerade mit all den dunklen Seiten aus der eigenen Lebensgeschichte und Vergangenheit.

Weckruf: Komm aus deiner kleinen Ego-Box - für die wahre Liebe / Ein paar Hinweise hierzu findest Du in der Präsentation (s.u.)



Auf dem Weg zur Liebe


Liebe ist der größte Heiler. Liebe ist ein Bewusstseinszustand, in welchen selbst die größten Verletzungen in uns heilen können. Doch wie kann man die Liebe in sich wiederentdecken und frei fließen lassen? Im Folgenden stelle ich ein paar Möglichkeiten vor ...


Achtsamkeit


Der Weg der Achtsamkeit kann ein Weg zur Selbstliebe sein. Doch dieser entwickelt sich auf natürliche Weise, wenn der Mensch dazu bereit ist. Der Weg der Achtsamkeit kann nicht von außen gefordert werden, und schon gar nicht, wenn es das Ego will. Vor diesem Hintergrund kann ich kontroverse Diskussionen zum Thema Achtsamkeit gut verstehen, insbesondere dann, wenn man meint, die Achtsamkeitspraxis als Konzept zur Effizienzsteigerung bei Mitarbeitern in Unternehmen einsetzen zu können. Nach dem Motto: „Erfolgreich werden durch Achtsamkeit“ – das ist eine Botschaft, die vom Ego kommt. Achtsamkeit ganz praktisch Das zentrale Ziel der Achtsamkeit

ACHTSAMKEIT GANZ PRAKTISCH
Das zentrale Ziel der Achtsamkeitspraxis ist die Entwicklung von Mitgefühl, Selbstachtung und Selbstfürsorge. Haben wir diese Elemente im Umgang mit uns selbst kultiviert, werden sie automatisch zur charakterlichen und ethischen Grundlage im Umgang mit allen unseren Beziehungen.  Ein wesentlicher Schritt in der Achtsamkeitspraxis ist es zu erkennen, dass wir die Dinge, so wie wir sie sehen, meist nie so sehen wie sie wirklich sind; sondern so, wie sie nach unserem eigenen unbewussten Filter aus gewohnheitsmäßigen und konditionierten Bewertungen und Beurteilungen erscheinen. Die Achtsamkeitspraxis schlägt daher vor, einen inneren „Beobachter“ zu kreieren, dessen Aufgabe es ist, einen gewissen Abstand zu Gedanken und Gefühlen zu kultivieren.


DER INNERE BEOBACHTER ZUR SELBSTERFORSCHUNG
Verbinden wir den inneren Beobachter dann noch mit der These, dass wir eine Gesamt-Persönlichkeit mit verschiedenen inneren Personen (Persönlichkeitsanteilen) sind, dann gelingt es uns mit dem Beobachter eine übergeordnete Instanz zu entwickeln, die stets alle inneren Personen im Auge hat. Ziel der Selbsterforschung ist es, zu verstehen, welche Bedürfnisse die inneren Personen haben, welche Blockaden sie aufgebaut haben und woher ihr Antrieb kommt. Über diese Erkenntnisse findet eine Erleichterung im inneren System der Gesamtperson statt, wodurch uns wiederum der innere Beobachter in die Lage versetzt, für eine gesunde Balance zwischen den inneren Personen zu sorgen.


Beruhigung des Nervensystems


Eine tiefgreifende Heilung der Psyche findet allerdings erst auf der Ebene des autonomen Nervensystems statt. Ein Mensch, der in seiner Kindheit keine Liebe erfahren hat, war im Stress und ist traumatisiert. Trauma bedeutet in erster Linie Stress und betrifft den Körper und das Nervensystem. Alle psychischen, emotionalen Probleme und Symptome danach sind Folgen von nicht erkannten beziehungsweise unbehandelten Traumata. Erfährt ein Kind Stress, während sich das Gehirn noch entwickelt, kann dies Auswirkungen auf seine späteren Denk- und Wahrnehmungsprozesse haben. 

ENTSPANNUNG - GEBORGENHEIT

Doch die Natur hat gut für uns vorgesorgt, über gezielte Körperübungen und auch mit unterstützenden kreativen Therapien (s.u.  "Hinweis auf der Kunsttherapie") kann diese Anspannung aus den Muskeln und dem Nervensystem wieder freigesetzt werden und sich beruhigen. Tiefe Blockaden, sowie seelische, geistige und körperliche Symptome können auf diese Weise gelöst werden. Mit der Zeit fühlen wir uns dann immer ruhiger und geborgener - in uns selbst.



Der Weg zum wahren Selbst


Wenn wir uns für den Weg der Liebe entschieden haben, erkennen wir mit der Zeit, dass das eigene Leben Liebe ist. In der Liebe nehmen wir an, was gerade ist. Durch die Selbstannahme und das Annehmen aller unserer Emotionen kommen wir schließlich zum achtsamen Gewahrsein - dem Sitz des wahren Selbst. In Verbindung mit dem wahren Selbst befinden wir uns im Einklang mit dem Herzen. Aus diesem Bewusstsein heraus sind wir durch Liebe, Freiheit und Mitgefühl motiviert; innere Aktivitäten kommen zur Ruhe und aus der Ruhe heraus erkennen wir genau, was unsere Persönlichkeit braucht. 

LEBEN AUS DEM HERZEN

Menschen, die in Kontakt mit ihrem wahren Selbst stehen, haben die Fähigkeit entwickelt sich von behindernden und einengenden Egostrukturen zu befreien. Sie leben unter der Führung ihres wahren Selbst - in der Energie des Herzens. Die Energie des Herzens ist leicht, frei und fließend. Entwicklungsschritte, die über die Herzenergie motiviert sind, fühlen sich daher auch eher leicht und natürlich an. Vorschläge, die vom wahren Selbst kommen, sind an keine Bedingungen gekoppelt oder setzen den Menschen unter Druck, wie es früher das Ego tat. Das Herz liebt einfach, egal was der Mensch tut. Selbst wenn sich der Mensch deprimiert und ärgerlich fühlt, nimmt das Herz die Empfindungen offen an und verdrängt sie nicht.  

UNSICHTBARE HELFER

Der Weg der Liebe mag an manchen Stellen recht einsam erscheinen. Doch wir müssen ihn nicht alleine gehen. Die unsichtbare Welt ist voller Wesen und Helfer, die uns auf diesen Weg begleiten wollen. Oft legen sie Wert darauf, im Schutze der Unsichtbarkeit zu bleiben. Doch nur, weil wir sie nicht sehen, heißt es nicht, dass sie nicht da sind. Es ist das Ego und das Raster unseres Denkens, was sie bisher aus unserer Wahrnehmung gefiltert hat. Haben wir hingegen unsere Wahrnehmung erweitert und stehen an einem Übergang, treten sie oft in irgendeiner Form in Erscheinung.



Übung aus der Praxis: Gestalte Deine Liebe


Am Ende möchte ich Dir noch eine Übung aus der Kunst- und Kreativtherapie mitgeben: Gestalte Deine Liebe. Du wirst überrascht sein, welche Einsichten und Erkenntnisse Dir während des Gestaltungsprozesses bewusst werden können. Probiere es einfach aus, auch wenn Du gerade Widerstand spürst oder denkst "Ich kann das nicht." Es ist ein "Liebes-Experiment" nur für Dich.  


Vorbereitung


Besorge Dir Stoffe, Bänder, Schnüre, Knöpfe, Nadeln, Kleber, Wolle, Füllwatte, Sicherheitsnadeln etc. Lege das Material in die Mitte Deines Raumes, setze Dich davor und konzentriere Dich auf Deinen Atem. Es gilt, das Ein- und Ausatmen und die Pausen zwischen Atemzügen wahrzunehmen, nicht den Atem zu verändern oder zu vertiefen, sondern sich nur auf Dich selbst und auf Deinen Atem zu konzentrieren. Gedanken und innere Bilder können jetzt kommen und gehen, ebenso wie der Atem kommt und geht. 

UNTERSTÜTZENDE FRAGEN

Zur Unterstützung stelle ich Dir jetzt ein paar Fragen, bei denen weitere Gedanken, Bilder, Gefühle in Dir und vor Deinem inneren Auge entstehen können. Nachdem Du sie wahrgenommen hast, lasse sie wie der Atem an Dir vorbeiziehen. Das Kommen und Gehen bringt dich in Fluss.

  • Was fällt Dir ein, wenn Du das Wort Liebe hörst?
  • Wen oder was liebst Du?
  • Von wen wirst Du geliebt?
  • Welches Gefühl entsteht jetzt?
  • Welche Geschichte hat Dein "Geliebt-Werden", und wie hast Du bisher geliebt?
  • Was/ Wer war Deine erste große Liebe?
  • Wann ist Deine Liebe enttäuscht worden?
  • Wann bist Du mit Deiner Liebe ins Leere gelaufen?
  • Welche "Nahrung" hat Deine Liebe früher gebraucht? Und welche benötigt sie jetzt?
  • Was ist unbekömmlich/ "giftig" für Deine Liebe?
  • Welches Gegenüber braucht Deine Liebe?
  • Woran merkst Du, dass Du liebst?
  • Woran sehen andere Menschen, dass Du liebst?
  • Was kommt in Deiner Liebe zu kurz? Wessen bist Du "überdrüssig"?
  • Welche Vorbilder gibt es für Deine Liebe?
  • Was ist Deiner Liebe wirklich wichtig?

DER GESTALTUNGSPROZESS: Nachdem Du die Fragen gelesen und reflektiert hast, beginne zu gestalten. Während des Gestaltens vollzieht sich ein innerer Erlebnisprozess: Gefühle werden sichtbar, der Körper ist beteiligt. Gehe sorgfältig und wertschätzend mit dem Material um - es ist der Stoff aus dem die Gefühle sind. Das Thema der Liebe wird so zu Deinem kreativen inneren Reichtum. Wenn das Stoffobjekt fertig gestellt ist, gebe ihn einen würdigen Platz, wo Du es gut siehst und es Dich immer wieder an Deine Liebe erinnert. 


Gruppenheilung: Gemeinsames Gestalten der Liebe


Das gemeinsame Gestalten der Liebe (zu zweit, zu dritt oder in einer Gruppe) öffnet einen Raum der Heilung. Man kann mit seinem Stoffobjekt in Dialog gehen, und es nach Fertigstellung den anderen Gruppenteilnehmern vorstellen. Daraus ergeben sich dann wiederum heilende Impulse für die anderen. Auf diese Weise baut sich das verbindende und heilende Energiefeld der Liebe auf, welches sich während des Gestaltens und durch das ehrliche Mitteilen noch verstärken kann. Da das gemeinsame Gestalten in einer Gruppe derzeit (wg, Corona) nicht möglich ist, lasse ich Dir hier noch ein paar kreative Stimmen zukommen:

  • "Meine Liebe ist ein Schatzkästchen. Darin sind sehr schöne, aber auch sehr schmerzliche Erfahrungen. Es hat ein Stofftuch, was ich lupfen kann und womit ich selber bestimmen kann, wie weit es geöffnet wird. Es zu öffnen macht mir auch Angst, es zu schießen macht mich traurig."
  • "Meine Liebe ist ein weiter Stoffumhang, ein Mantel, der meinen Rücken schützt, wenn er schmerzt. Der Mantel verleiht mir Würde - er macht mich zu einer Königin. Ich kann andere liebe Menschen mit in den Mantel hineinlassen. Ich wünsche mir, dass auch andere Menschen einen Mantel für mich haben und ihn für mich öffnen ..."
  • "Meine Liebe ist eine Blume aus Stoff. In der Mitte hat sie einen festen Kern. Den habe ich als erstes gemacht, da er mir am wichtigsten ist. Ohne diesen Kern, können die bunten Blütenblätter nicht zusammengehalten werden und auch keine neuen wachsen..."
  • "Meine Liebe ist ein Fluss in einer hügeligen Landschaft. Deshalb habe ich den langen, samtigen Stoffstreifen als Ausgangsmaterial gewählt. Die Landschaft gibt mir die Geborgenheit, nach der ich mich sehne. In den Fluss möchte ich mich immer wieder hineinlegen und ich wünsche mir, dass alles was an mir klebt, durch ihn weggeschwemmt wird ..." 

Ich hoffe, diese Stimmen, können Dich dazu inspirieren, Dein Liebesobjekt auch zu Hause zu gestalten. Das Haus ist übrigens das Symbol für das Selbst. Ergänzende Frage: "Wie bist Du gerade IN DIR - ZU HAUSE?"


Alternative: Die Liebe malen


Auch das Malen der Liebe (am besten mit Aquarell-Farben oder Wasserfarben, damit es fließt) kann den inneren Reichtum der Gefühlwelt öffnen. Nicht selten kommen dabei auch sog. Schattengefühle zum Vorschein, die uns im Leben immer wieder blockieren können. Der Mal-Fluss kann sehr befreiend für emotionale Muster sein, in die man immer wieder reintappt. Sie können während des Malprozesses bewusst losgelassen werden. 

HINWEISE AUS DER KUNSTTHERAPIE

Als Kunsttherapeutin habe ich die Erfahrung gemacht, dass gerade das Malen für "Verstandesmenschen", die in ihrem eigenen Erleben nach "wenig fühlen", eine wunderbare Möglichkeit ist, den eigenen Gefühlen wieder näher zu kommen. Wenn Du allerdings häufiger von Gefühlen "überschwemmt" wirst, wäre anderes Material (z.B. Ton) für Dich besser geeignet. Oder: Male Deine Gefühlswelt mit therapeutischer Begleitung. In der Kunsttherapie gibt es für jeden die passende Übung - auch mit bewusstem Atmen und für die Beruhigung und Balancierung des Nervensystems (s.o.).



Weckruf: Werde kreativ & lass die Liebe wieder fließen




Copyright: Sylvia Römer


Ich hoffe, ich konnte Dir mit Artikel und Präsentation einige inspirierende Impulse mitgeben. Wenn Du mir Dein Ergebnis zu "Gestalte Deine Liebe" zeigen willst, Deine Erfahrung und Entdeckungen während des Gestaltens mitteilen willst und evtl. auch eine (therapeutische) Weiterarbeit willst, können wir das in der Coronazeit auch über Zoom machen. 

Melde Dich einfach - ich freue mich auf Dich. 

Alles Liebe, Sylvia Römer



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